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07.2023

So schützen Sie Patienten und Personal vor Hitze

In Zeiten der Energiekrise werden die Preise für Wäschereidienstleistungen immer höher

Die zunehmend heißen Sommer beeinflussen Wohlbefinden und Gesundheit von Patienten und Klinikbeschäftigten. Doch nur die wenigsten Krankenhäuser haben bereits die Möglichkeit, die Temperaturen flächendeckend und effizient nach unten zu regulieren. Dabei ist Hitzeschutz ein Thema, das in Zukunft immer wichtiger wird. So lässt er sich auch in Ihrem Haus umsetzen.

Die Sommer werden heißer, das ist nicht nur ein Gefühl, sondern lässt sich statistisch belegen. Die Anzahl der „heißen Tage“ mit einem Tagesmaximum der Lufttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius hat sich laut Deutschem Wetterdienst seit den 1950er Jahren von etwa drei Tagen pro Jahr auf derzeit durchschnittlich neun Tage pro Jahr verdreifacht. Auch markante Hitzeperioden nahmen in diesem Zeitraum sowohl in der Häufigkeit als auch in der Intensität zu. Es ist davon auszugehen, dass dieser Trend in Zukunft durch den Klimawandel weiter anhalten wird.

Die zunehmende Hitze führt immer häufiger auch zu gesundheitlichen Problemen. Insbesondere alte Menschen, Pflegebedürftige, Vorerkrankte, aber auch kleine Kinder und Schwangere leiden unter den hohen Temperaturen. Gerade im Krankenhaus sollte Hitzeschutz daher große Priorität haben. Denn die Hitze belastet den Körper erkrankter und geschwächter Menschen noch mehr als den von Gesunden. Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass sich Hitze negativ auf die Genesung auswirken kann. Und auch den Mitarbeitern im Krankenhaus macht die Hitze zu schaffen.

Lohnt sich eine eigene Krankenhauswäscherei?

Das Thema beschäftigt viele Kliniken schon seit Jahren und spätestens seit diesem Jahr auch das Bundesgesundheitsministerium. Am 14. Juni fand zum ersten Mal ein bundesweiter Hitzeaktionstag statt, der von der Bundesärztekammer und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) initiiert wurde. Zu diesem Anlass kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Hitzeschutzplan für Deutschland an. Einen ersten Entwurf dafür stellte er Ende Juni der Öffentlichkeit vor. Darin geht es im ersten Schritt vor allem um Kommunikations- und Interventionsstrategien bei Hitze.

Wer jedoch etwa den Einbau von Dämmung, Verschattung oder technischen Kühlmaßnahmen in Krankenhäusern finanzieren soll, bleibt weiterhin offen. Patientenschützer und Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordern daher groß angelegte Investitionen von staatlicher Seite, um flächendeckend Kühlung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen einzubauen.

Hitzeschutz im Krankenhaus wird in Zukunft immer wichtiger

Hitzeschutz ist längst keine Frage des Komforts mehr. Die häufiger werdenden Hitzewellen fordern jedes Jahr Tausende Todesopfer in Europa. In Deutschland war die hitzebedingte Übersterblichkeit drei Jahre in Folge deutlich erhöht. Auch im vergangenen Jahr zählte das Robert-Koch-Institut 4.500 Hitzetote.

Hinzu kommt: Hitze hat Auswirkungen auf die Genesung von Patienten in Krankenhäusern – und somit auch auf die Verweildauer. In einer Studie der Charité wurde in der Zeit von 2012 bis 2016 untersucht, welchen Einfluss die Raumtemperatur im Patientenzimmer auf Patienten mit COPD hat. Die Studie zeigte, dass Patienten in klimatisierten Räumen mit 23 Grad Celsius einen signifikant kürzeren stationären Aufenthalt hatten als Patienten im Standardzimmer.

Hitzeschutz ist jedoch nicht nur für die Patienten notwendig. Auch das Personal im Krankenhaus, welches seine Arbeitszeiten nicht in die kühleren Abendstunden oder ins Homeoffice verlegen kann, ist auf Kühlung an sehr heißen Tagen angewiesen. Zunehmende Hitze erhöht die Zahl der Fehler im Arbeitsalltag – was im Krankenhaus unter Umständen fatale Folgen haben kann. Darüber hinaus kann Hitze auch bei den Mitarbeitenden zu gesundheitlichen Problemen führen. Hitzeschutz im Krankenhaus ist daher auch Hitzeschutz am Arbeitsplatz.

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Wie lässt sich Hitzeschutz im Krankenhaus umsetzen?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Temperaturen im Krankenhaus nach unten zu regulieren. Je nach Budget und individuellen Gegebenheiten kommen unterschiedliche Lösungen infrage.

Bewährte Hausmittel

Die meisten Krankenhäuser behelfen sich aktuell an Hitzetagen mit Erste-Hilfe-Maßnahmen. Die Teams versorgen die Patienten mit mehr Getränken, achten darauf, dass Zimmer tagsüber geschlossen bleiben, verdunkeln nach Möglichkeit die Fenster und versuchen, die Temperaturen durch Lüften in den kühleren Abendstunden und nachts herunterzubringen. Auch Kühlakkus kommen zum Einsatz. Doch bei Temperaturen von weit mehr als 30 Grad Celsius und tropischen Nächten mit mehr als 20 Grad Celsius stoßen diese Mittel immer häufiger an ihre Grenzen.

Bauliche Maßnahmen

Darüber hinaus versuchen Kliniken, mit baulichen Maßnahmen Hitzeschutz in den Gebäuden umzusetzen. 2022 führte das Deutsche Krankenhausinstituts im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) unter allen deutschen Kliniken eine Umfrage zum Thema Hitzeschutz durch. Dort gaben 80 Prozent an, eine Verschattung zu nutzen, zum Beispiel durch schattenwerfende Gebäudeteile, Bäume oder Jalousien. 74 Prozent hatten wärmedämmende Fenster installiert und 47 eine Dach- und Fassadenbegrünung vorgenommen.

Technische Kühlsysteme

Technische Möglichkeiten der Kühlung wie etwa Klimaanlagen werden bisher meist nur in Räumlichkeiten wie OP-Sälen, Intensivstationen, Radiologieabteilungen oder zum Schutz der EDV-Anlagen eingesetzt. In Patientenzimmern wird in den meisten Krankenhäusern noch geschwitzt. Um einen Raum bei langanhaltender Hitze effektiv und langfristig kühl zu halten, ist eine technische Kühlung jedoch der Königsweg. Hierbei gibt es Unterschiede bei Einbauaufwand, Energieeffizienz und Kühlleistung. Nicht jede Anlage ist daher für jedes Haus oder jede Abteilung zu empfehlen.

Es macht beispielsweise einen großen Unterschied, ob ein Gebäude neu gebaut wird oder ob ein altes, möglicherweise aus dem 19. Jahrhundert stammendes Haus nachgerüstet werden soll. Auch die inneren Wärmelasten, die Raumgrößen, die Gebäudeausrichtung und die geografische Lage sind entscheidend.

Zu beachten sind auch die Folgekosten. Eine technische Raumkühlung geht immer mit einem erhöhten Energieverbrauch einher. Es sollten daher energieeffiziente Anlagen zum Einsatz kommen, um die Kosten unter Kontrolle zu halten und der Strom sollte aus erneuerbaren Energien stammen, damit die Kühlung im Krankenhaus den Klimawandel nicht weiter anheizt. Auch die Wartungskosten, die im Krankenhaus wegen der hygienischen Voraussetzungen teurer sind als in Hotels oder anderen Anlagen, sollten von vornherein mit in die Planung einbezogen werden.

Hitzeschutz im Krankenhaus wirkt sich positiv auf die Genesung der Patienten aus.

  • Klimaanlagen

Die klassische Klimaanlage ist eine Lüftungsanlage, die über ein Kälteregister die warme Außenluft auf eine bestimmte Temperatur abkühlt. Diese wird durch die Lüftungskanäle mit Hilfe der Ventilatoren zu den Räumen gebracht. Sie wird üblicherweise zentral eingebaut. Klimaanlagen sind durch den komplizierten Aufbau im Betrieb und der Wartung relativ teuer und energieintensiv. Dafür haben sie die Möglichkeit sehr behagliche Temperaturen zur Verfügung zu stellen. Die sehr heißen Tage der vergangenen Sommer stellen diese Anlagen jedoch vor große Herausforderungen, da sie die aufgesaugte Außenluft ab einer bestimmten Temperaturhöhe nicht mehr genügend kühlen können.

Geeignet für: alle Räume, in denen die Temperaturen für Menschen behaglich reguliert werden soll, z.B. OP-Bereich, Intensivstation, Patientenzimmer; Besprechungsräume, Arbeitsplätze

Nicht geeignet für: hohe Wärmelasten, etwa in EDV-Räume oder Räume mit medizinischen Großgeräten

  • Umluftkühler

In einem Umluftkühler wird warme Raumluft von einem oder mehreren Ventilatoren angesaugt und  durch das Kälteregister gekühlt. Der Ventilator bläst anschließend die gekühlte Luft zurück in den Raum, die Wärme wird nach außen abgegeben. Umluftkühler bieten eine punktuell starke Kühlleistung, die an sehr heißen Tagen schnell Abkühlung verschafft.

Geeignet für: EDV-Räume, Räume mit medizinischen Großgeräten wie Radiologie, überall dort wo durch Technik hohe Wärmelasten entstehen

Nicht geeignet für: Behagliche Kühlung von Arbeitsplätzen oder Patientenzimmern

  • Betonkernaktivierung

Die Betonkernaktivierung ist im Vergleich zum Einbau von teuren und energie-intensiven Klimaanlagen eine echte Alternative. Bei der Betonkernaktivierung liegen Rohrleitungen in Boden- und Deckenplatten von Gebäuden. Durch diese fließt kaltes Wasser und kühlt somit die großen Flächen. Diese geben die Kälte an die Umgebung ab. Der Kühleffekt erfolgt nicht so schnell und so stark wie etwa bei einer Klimaanlage. Jedoch wird dabei die Erwärmung des Gebäudes insgesamt dauerhaft verringert. Decken und Wände sind in Gebäuden mit Betonkernaktivierung kühler als normal, da Kälteenergie in ihnen gespeichert wird.

Geeignet für: Patientenzimmer, Verwaltung

Nicht geeignet für: Räume mit Abhangdecken, unter denen aus Hygienegründen Technik und Leitungen untergebracht sind

  • Kühldecken

Sogenannte Kühldecken sind eine Möglichkeit, auch in Bestandsgebäuden ohne großen Aufwand eine Flächenkühlung unterzubringen. Dabei werden Rohrleitungen in die Decken eingebaut oder direkt darunter beziehungsweise davor gehängt. Diese werden anschließend mit kaltem Wasser durchströmt, sodass die Raumluft wie bei der Betonkernaktivierung von den Deckenflächen her abgekühlt wird.

Geeignet für: Verwaltung, Patientenzimmer

Nicht geeignet für: Räume, in denen hohe Kühlleistung benötigt wird

Möglichkeiten der Finanzierung

Bereits 2019 stellte die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag eine Kleine Anfrage an das Bundesministerium für Gesundheit. Unter anderem wollten die Abgeordneten wissen, in wie vielen Allgemeinkrankenhäusern in Deutschland es an einer hinreichenden Klimatechnik zur Raumluftregulierung mangelt und wie hoch der Investitionsbedarf für den Einbau solcher Technik eingeschätzt wird. Die Antwort des BMG lautete, dafür sei nicht der Bund, sondern die Länder im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die stationäre Investitionskostenfinanzierung verantwortlich.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Anlässlich des von der Bundesärztekammer ausgerufenen Hitzeschutztages am 14. Juni 2023 forderte die DKG daher ein groß angelegtes Investitionsprogramm, um Hitzeschutz in Krankenhäusern baulich und personell umzusetzen. „Die viel zu geringen Summen haben bisher gerade dafür gereicht, dass die Krankenhäuser dringend nötige Investitionen in Gebäude und Geräte finanzieren konnte. Für Heiz- und Klimatechnik gab es keinen Spielraum“, beklagt die DKG.

Durch Eigenmittel könnten wirtschaftlich gut aufgestellte Betreiber die Klimatechnik in ihren Häusern finanzieren. Doch mit dem Einbau allein ist es dabei nicht getan. Die zu erwartenden Wartungs- und Reparaturkosten, sowie die in den meisten Fällen steigenden Energiekosten müssen von vornherein mit einkalkuliert werden.

Hitzeschutz als Wettbewerbsvorteil

Eine Investition in die Betriebstechnik, genauer in die Klimatisierung im Krankenhaus ist eine gute Investition in die Zukunft. Patienten und Personal fühlen sich nicht nur wohler im Sommer, die Kühlung in den Patientenräumen hat auch einen positiven Einfluss auf die Genesung. Erkrankte Menschen werden schneller gesund und die Verweildauer verkürzt sich. Auf Seiten des Personals kann eine Klimatisierung in den Räumen dafür sorgen, dass es in den Sommermonaten zu weniger Krankheitsausfällen kommt.

Im Hinblick auf die Zunahme an Hitzesommern im Laufe des Klimawandels kann ein Krankenhaus mit flächendeckend klimatisierten Räumen einen klaren Wettbewerbsvorteil vorweisen.

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Christoph Böcker

Christoph Böcker

Senior-Experte Betriebstechnik

 

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