Kennzahlen im Krankenhaus richtig verstehen
Leistungsindikator, Entscheidungshilfe, Frühwarnsystem: Kennzahlen im Krankenhaus vermitteln dem Krankenhaus-Controlling bestenfalls ein akkurates Bild der aktuellen Lage, machen Schwachstellen und Handlungsbedarf transparent und bieten dem Krankenhausmanagement eine valide Entscheidungsgrundlage. Aber was genau versteht man unter Kennzahlen im Gesundheitswesen? Wie entstehen sie? Und vor allem: Wie werden sie richtig interpretiert?
Was sind Kennzahlen im Krankenhaus?
»Kennzahlen im Krankenhaus erhalten erst dann Aussagekraft, wenn sie in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.«
Wenn man von Kennzahlen im Krankenhaus spricht, versteht man darunter also in der Regel nicht einzelne Zahlen, sondern Kennzahlensysteme: sinnvoll verknüpfte Kennzahlen, die Abhängigkeiten und Zusammenhänge sichtbar machen und so ein aussagekräftiges Bild über die Performance eines Krankenhauses und seiner Fachbereiche vermitteln. Abgeleitet aus der Unternehmenswelt sprechen einige auch von „KPI“ im Krankenhaus (Key Performance Indicators). Der Einfachheit halber nutzen wir im Folgenden den Terminus „Kennzahlen im Krankenhaus“ und verstehen darunter aber nicht einzelne Messwerte, sondern Relationen von Kennzahlen, die Aussagen über die Leistung eines Krankenhauses erlauben.
Die wichtigsten Kennzahlen im Krankenhaus
Als Richtschnur für die Auswahl können die folgenden Arten von Kennzahlen dienen, die jeweils unterschiedliche, aber miteinander verknüpfte Aspekte der Krankenhausleistung abbilden.
Leistungskennzahlen beziehen sich auf das operationale Ergebnis eines Krankenhauses und geben einen Überblick über Menge und Art der erbrachten medizinischen Leistungen sowie die Kapazitätsauslastung.
- Fallzahlen
- CM- / DM-Punkte
- Verweildauer
- Bettenauslastung
Beispiele
- EBIT / Rendite
- Investitionsquote
- Eigenkapitalquote
- Liquiditätsgrad
Beispiele
- Medizinischer Bedarf pro Fall
- Erlöse pro Fall
- Betriebsleistung pro VK
Qualitätskennzahlen
Beispiele
- Infektionsrate
- Komplikationsrate
- Sterblichkeitsrate
- Fluktuation
- Fehlzeitenquote
Beispiele
- Durchlauf- und Wartezeiten pro Patient
- Durchschnittliche OP-Auslastung
- Präoperative Verweildauer
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Krankenhaus-Kennzahlen entwickeln in 6 Schritten
1. Zielbild: Kennzahlen festlegen
Bestimmte Kennzahlen entscheiden in jedem Unternehmen über den Fortbestand und den wirtschaftlichen Erfolg. Dazu gehören Ergebnisgrößen wie EBIT („Earnings before Interest and Taxes“; dt. Jahresüberschuss vor Steuern, Zinsaufwendungen und außerordentlichem Ergebnis) und Deckungsbeitrag sowie der Liquiditätsgrad. Andere Kennzahlen können spezifischer sein und sich etwa auf das klinikindividuelle Leistungsportfolio oder auf regionale Besonderheiten beziehen. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit rückt in Zeiten des Fachkräftemangels und des Wettbewerbs um gutes Personal immer mehr in den Fokus. Quantifizierbar gemacht werden kann diese mit Personalkennzahlen wie Fluktuation, Krankheitsquote oder der Anzahl der geleisteten Überstunden pro Vollkraft.
2. Dokumentation: Daten erfassen
3. Datenmanagement: Daten nutzbar machen
4. Datenanalyse: Daten auswerten
»Kennzahlen auszuwerten ist das eine,
sie richtig zu interpretieren das andere.«
5. Visualisierung: Zusammenhänge darstellen
Ein solcher Bericht kann beispielsweise in Form einer kompakten Ergebnispräsentation erfolgen, in der Kernergebnisse, Auffälligkeiten und Handlungsempfehlungen anschaulich mithilfe von Grafiken visualisiert werden. Berichte werden immer häufiger auch digital in Form von speziellen Dashboards ausgespielt, in denen die wichtigsten KPIs erfasst und Auswertungen per Knopfdruck ausgespielt werden können.
6. Qualitätssicherung: Umsetzung monitoren
Kennzahlen sind häufig eine Betrachtung der Vergangenheit, der Gesundheitsmarkt unterliegt aber einem stetigen Wandel. Gerade in dynamischen Zeiten von Krankenhausreform & Co. sollte daher in regelmäßigen Abständen auch eine grundsätzlichere Analyse stattfinden: Sind unsere Ziele noch die gleichen wie zuvor? Passen die definierten Kennzahlen noch dazu? Hat sich unser Profil verändert? Sind neue Daten hinzugekommen? Und wenn ja, wie verändert das unsere Prozesse? Wer in seinen Prozessen ein regelmäßiges kritisches Hinterfragen schon anlegt, bleibt dynamisch, schließt Fehlerquellen zuverlässig aus und vermeidet langfristig Betriebsblindheit.
Fazit: Kennzahlen im Krankenhaus machen Arbeit – und Spaß
Jedes Berichtswesen ist zudem immer nur so gut wie die Datenqualität, die dahintersteckt. Umso wichtiger ist es, die Erfassung und Auswertung von Daten als kontinuierlichen Prozess zu verstehen und stets zu hinterfragen: Bekommen wir alle Daten, die wir benötigen? Wie plausibel sind diese? Sind Erlöse und Aufwendungen korrekt verbucht? Bildet der Kostenstellenplan die Organisation des Krankenhauses sinnvoll ab?
»Jedes Berichtswesen ist nur so gut
wie die Datenqualität dahinter.«
Wenn Sie die Hausaufgaben bei Ihren Kennzahlen erfüllt haben, werden Sie sehen, wie diese Ihnen langfristig dabei helfen, das Ruder in der Hand zu behalten. Wenn sich dann noch die richtigen Kurs-Korrekturen an den richtigen Stellen positiv auf die Entwicklung Ihres Hauses auswirken, werden Sie merken: Kennzahlen machen nicht nur Arbeit, sondern auch Spaß!
Lea-Maria Schlink
Finanzcontrolling
Gabriele Tode
Finanzcontrolling