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05.2023

Kostentreiber Krankenhaus­wäscherei: Wie können Kliniken sparen?

In Zeiten der Energiekrise werden die Preise für Wäschereidienstleistungen immer höher

35 Prozent und mehr – solche Preisexplosionen erleben Krankenhäuser bei Wäschereidienstleistungen. Da liegt die Frage nahe, ob eine eigene Krankenhauswäscherei am Ende nicht langfristig günstiger ist. Wir zeigen, für welche Häuser dies sinnvoll sein kann und welche anderen Möglichkeiten es gibt, dem gestiegenen Kostendruck im Bereich Wäsche zu begegnen.

 

Die Energiekrise treibt nicht nur den Preis für Strom und Gas in die Höhe, sondern verteuert die Logistik, etwa durch Preissteigerungen bei Diesel. Auch die Preise für Wasch- und Reinigungsmittel sind im vergangenen Jahr erheblich gestiegen. Hinzu kommen die Anpassung des Mindestlohns und neue Tarifabschlüsse, die die Personalkosten im Wäscheservice treiben – wenn auch nur moderat.

Verträge mit externen Dienstleistern lassen sich zwar kündigen, doch gibt es auf dem Markt kaum günstigere Alternativen. Die Zahl der Wäschereidienstleistungsbetriebe nimmt seit Jahren kontinuierlich ab, die Konzentration durch Fusionen, Ankäufe und Übernahmen weiter zu. Da liegt der Gedanke nahe, durch die Einrichtung einer eigenen Wäscherei im Krankenhaus Kosten zu sparen und sich unabhängiger von externen Dienstleistern zu machen. Doch lohnt sich eine Krankenhauswäscherei längst nicht für jedes Haus.

Herausforderungen bei der Krankenhauswäsche

In der Krankenhauswäscherei müssen besondere Vorgaben erfüllt sein, um den hohen Standards an Hygiene und Qualität zu genügen. Auch ist es mit der Reinigung der Wäsche allein nicht getan. Mitzudenken ist die gesamte Logistik, von der Beschaffung der Textilien über die Bereitstellung von Transportutensilien sowie die Ausgabe- und Rücknahmesysteme bis zum Transport der Wäsche vom Einsatzort zur Wäscherei und zurück. Folgende Punkte sind besonders wichtig:

 

  • Hygiene in der Krankenhauswäscherei: Die Anforderungen an die Hygiene von Textilien im Klinikbereich sind sehr hoch. So legt das Robert Koch-Institut (RKI) fest, dass Wäsche aus Einrichtungen des Gesundheitsdienstes nur in Wäschereien gewaschen und gereinigt werden darf, die einen den Anforderungen der Krankenhaushygiene und Infektionsprävention entsprechenden Betriebsablauf gewährleisten und die entsprechend hygienisch geprüft und überwacht werden. In der eigenen Krankenhauswäscherei kontrolliert das Gesundheitsamt die Einhaltung der Hygienemaßnahmen regelmäßig. Mindestens einmal im Jahr kommen Mitarbeiter unangekündigt in die Kliniken. Bei Nichteinhaltung von Hygienestandards droht im schlimmsten Fall ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Bei der Vergabe an Wäschereidienstleister muss die Einhaltung der Hygieneanforderungen schriftlich per Vertrag geregelt sein. Die anzuwendenden Verfahren sind bei Abschluss des Vertrages in allen Einzelheiten festzulegen. Die Wäschereien müssen sich mit Kontrollen ohne Voranmeldung einverstanden erklären.
  • Verfügbarkeit der Wäsche: Kein Tag im Krankenhaus ist wie jeder andere. An einem werden wenige Patienten aufgenommen, am anderen viele. Planen lässt sich nur ein Teil der Bettenbelegung und somit der Einsatz des so genannten Flachwäsche-Segments. Dazu gehören etwa Bettwäsche und Handtücher. Diese müssen stets verfügbar sein, auch bei kurzfristigen Veränderungen der Patientenzahl. Der zweitgrößte Teil wird von der Berufsbekleidung des ärztlichen und pflegerischen Personals beansprucht. Dieser lässt sich genauer planen und kann durch Prozesse gut optimiert werden. Sonderartikel, wie etwa Tragegurte, Thrombosestrümpfe usw. spielen eine eher untergeordnete Rolle, können allerdings im Prozess der Wäsche insgesamt zu Mehrkosten führen. Dies ist dann der Fall, wenn es keinen genauen Plan und Überblick darüber gibt, wie viele dieser Sonderartikel im Krankenhaus vorrätig sind, wie viele in die Wäscherei gegeben werden und entsprechend wieder gewaschen geliefert werden müssen.
  • Nachhaltigkeit der Krankenhauswäscherei: Ökologische Gesichtspunkte spielen bei der Krankenhauswäscherei eine zunehmende Rolle. Somit müssen sowohl externe Dienstleister als auch krankenhauseigene Wäschereien sich an immer mehr Vorschriften halten. Energieeffizienz, Abwasserbehandlung, Nachhaltigkeit der Textilprodukte und Reinigungsmittel sind Aspekte, die mit in die Entscheidung für oder gegen ein Wäschesystem einbezogen werden sollten.
Lohnt sich eine eigene Krankenhauswäscherei?

Für wen lohnt sich die eigene Krankenhauswäscherei?

Ökonomisch lohnt sich eine eigene Wäscherei für Kliniken erst ab etwa elf Tonnen Tageswaschvolumen. Dies erreichen nur große Häuser oder Gruppen mit einer Bettenzahl von rund 5.000 aufwärts. Selbst für mittlere Häuser ist eine eigene Wäscherei in Bezug auf Kosten nicht sinnvoll. Dennoch gehen Kliniken und Klinikgruppen vermehrt dazu über, eigene Wäschereien in Krankenhäusern einzurichten. Dies jedoch nicht in erster Linie aus ökonomischen Gründen: Vielmehr sehen die Kliniken einen Vorteil in der Qualität bei der hausinternen Wäscherei. Krankenhauswäschereien müssen eine Reihe von Anforderungen erfüllen, die in den Planungsprozess und die Überlegung, ob sich eine eigene Wäscherei lohnt, mit einbezogen werden sollten.

 

  • Bauliche Voraussetzungen der Krankenhauswäscherei: In der Krankenhauswäscherei gibt es einen „reinen“ und einen „unreinen“ Bereich. Im unreinen Bereich wird die Schmutzwäsche angeliefert. Dort werden die Waschmaschinen beladen und die Wäschewagen, in denen die Schmutzwäsche angeliefert wird, in Containerwaschanlagen gereinigt. Auf der reinen Seite wird die saubere und desinfizierte Wäsche weiterbehandelt (etwa gemangelt, gepresst oder gefaltet). Die gereinigten Wäschewagen werden zum erneuten Beladen mit sauberer Wäsche bereitgestellt. Beide Bereiche müssen voneinander baulich und organisatorisch getrennt sein. Zwischen beiden sollte kein Luftaustausch stattfinden. Waschbecken, Seife- und Desinfektionsspender sowie Einmalhandtücher müssen für das Personal leicht erreichbar sein.
  • Organisatorische Voraussetzungen der Wäscherei im Krankenhaus: Der Hygieneplan der Krankenhauswäscherei muss Regelungen zu Desinfektion, Reinigung und Sterilisation sowie zur Ver- und Entsorgung enthalten. In den Hygieneplan gehören darüber hinaus die Art und Häufigkeit von Reinigung und Desinfektion des Bereichs, in dem die benutzte Wäsche bearbeitet wird, der Maschinen und Einrichtungen, der Transportfahrzeuge für die Wäsche und der übrigen Bereiche. Betriebsanweisungen zu Infektionsgefahren und Erster Hilfe müssen in der Wäscherei für das Personal ausgehängt sein. Zu den Bereichen, in denen die Schmutzwäsche bearbeitet wird, sollen möglichst wenige Personen Zutritt haben. Es darf in diesen Bereichen nicht gegessen, getrunken oder geraucht werden.
  • Personelle Voraussetzungen im Krankenhaus-Wäscheservice: Kittel, Schutzhandschuhe und Kopfbedeckungen: Diese schützen nicht nur das Personal vor dem Kontakt mit verunreinigter oder gar infektiöser Wäsche. Auch die gereinigte Wäsche muss durch entsprechende Schutzkleidung vor erneuter Kontamination geschützt werden. Die Schutzbekleidung der Personen, die mit benutzter Wäsche umgehen müssen, sollte farblich anders gekennzeichnet sein als die übrige Arbeitskleidung. Regelmäßige Schulungen für das Personal gehören ebenfalls zur notwendigen Infektionsprophylaxe in der Krankenhauswäscherei.
schematische Darstellung einer beispielhaften Krankenhauswäscherei

Reiner und unreiner Bereich in der Krankenhauswäscherei (© macrovector on Freepik)

Kosten für Wäsche abfedern: Das Geld liegt im Prozess

Egal, ob nun eigene Klinikwäscherei oder externer Wäscheservice: Kliniken können die gestiegenen Kosten für die Wäsche nicht komplett ausgleichen. Dennoch lassen sie sich mit einem klugen Wäschemanagement zumindest abfedern. Einsparungen von bis zu zehn Prozent sind möglich, wenn häufige Fehler im Bereich der Krankenhauswäsche beseitigt werden.

 

  • Fehlende Tragekonzepte: Im Tragekonzept wird definiert, welche Berufsgruppe wieviel Kleidungsstücke in welcher Art und Güte erhält. So steht etwa einer Pflegekraft pro Woche eine bestimmte Anzahl an Kitteln und Hosen zu. Ein fehlendes Tragekonzept führt dazu, dass zu viele oder zu wenige Wäschestücke vorhanden sind und ein Controlling der Wäschemenge nicht mehr gewährleistet werden kann.
  • Fehlende Schranknormative: Ähnlich wie das Tragekonzept definiert ein Schranknormativ die Zahl und Art der Wäschestücke, die in einem Krankenhaus auf einer bestimmten Station oder in einem Bereich vorhanden sein müssen. Das Schranknormativ regelt jedoch im Gegensatz zum Tragekonzept nicht die Berufswäsche, sondern die Flachwäsche. Über ein Schranknormativ kann zielgerichtet nachbeschafft und nachbestückt werden: Fehlt eine bestimmte Anzahl an Wäschestücken, wird wieder aufgefüllt. Der Verbrauch an Wäsche lässt sich so genauer kontrollieren und die genaue Wäschemenge besser planen.
  • Fehlende Kontrolle bei der Anlieferung der Wäsche: Die Zahl der Wäschestücke, die an die Wäscherei geliefert werden und die Zahl, die zurückkommt, stimmen häufig nicht überein. Darüber hinaus entfällt an vielen Kliniken die erforderliche Qualitätskontrolle der Textilien bei der Anlieferung aus der Wäscherei. Schäden an der Wäsche werden somit erst später im Krankenhausalltag entdeckt und häufig nicht reklamiert. An dieser Stelle liegt erhebliches Sparpotential. Intelligente Rücknahme- und Ausgabesysteme sind in der Lage, die genaue Anzahl der abgegebenen Schmutzwäschestücke zu zählen und zu dokumentieren. Sie sorgen dafür, dass auch genauso viel saubere Wäsche wieder in der Klinik angeliefert wird, wie abgeholt wurde. Sie erleichtern Krankenhaus- und Wäschereipersonal somit die Arbeit und verhindern unnötige Mehrkosten.

Lohnwäsche und Mietwäsche

In der Krankenhauswäsche sind zwei Arten von Wäschemodellen möglich. Bei der Lohnwäsche beschafft das Krankenhaus seine eigenen Textilien und kümmert sich um deren Instandhaltung. Im Unterschied dazu stellt beim Mietwäschemodell – auch bekannt als Leasingwäsche – der Wäschedienstleister die Textilien. Das Mietwäschemodell bietet für das Krankenhaus erhebliche Vorteile: Es muss sich weder um die Beschaffung noch die Reparatur und Pflege der Textilien kümmern. Es entfällt somit auch das komplette Management der Anschaffung und Lagerhaltung. Investitionskosten werden eingespart. Nicht zuletzt haben Wäschereidienstleister die Möglichkeit, alle Prozesse – von der Anschaffung, über die Logistik bis hin zur Nachhaltigkeit – zu steuern und zu optimieren und so für das Krankenhaus ein wirtschaftlicheres Angebot zu erstellen, als es beim Lohnwäschemodell möglich wäre. Gerade wenn sich die Einrichtung einer eigenen Wäscherei im Krankenhaus nicht lohnt, kann das Mietwäschemodell eine Alternative sein, mit der sich ein Teil der gestiegenen Wäschekosten wieder einsparen lässt.

Fazit: Eine Krankenhauswäscherei lohnt sich nur für große Häuser

Die Entscheidung, wegen gestiegener Energiekosten eine eigene Wäscherei einzurichten, ist aus ökonomischer Sicht nur für wenige große Kliniken oder Klinikgruppen sinnvoll. Durch eine Optimierung der Prozesse im Haus ist es dennoch möglich, erhebliche Kosten im Krankenhaus-Wäscheservice einzusparen. Meist liegen hier erhebliche Einsparpotenziale, die durch ein gutes Wäschemanagement gehoben werden können. Die Umstellung von einem Lohn- zu einem Mietwäschemodell kann ebenso eine Alternative sein, mit der sich Kosten für Personal und Logistik im Bereich Krankenhausreinigung und Wäscheservice einsparen lassen.

Christina Troha

Christina Troha

Leitung Krankenhausreinigung und Wäscheversorgung

 

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