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07.2024

5 Top-Potenziale in AEMP-Prozessen, die kaum jemand kennt

Mitarbeiterinnen der AEMP in Schutzkleidung blicken durch einen Wagen mit Sterilgut

In der AEMP entscheidet sich, ob der OP-Betrieb reibungslos laufen kann. Nur dann können die Operationssäle optimal ausgelastet werden und Kliniken kostendeckend arbeiten. Wenn es in den AEMP-Prozessen hakt, kann das schnell große Kreise ziehen – bis zum Stillstand des gesamten OP. Um das zu vermeiden, sollten die Prozesse der AEMP effizient und krisensicher sein. Insbesondere an fünf Stellschrauben lassen sich schnelle Erfolge in Sachen Effizienz und Kosten erreichen.

 

Die AEMP ist ein neuralgischer Punkt im Krankenhaus. Hier entscheidet sich, ob das OP-Instrumentarium schnell genug wieder einsatzbereit ist, so dass die OP-Säle optimal ausgelastet sind und Kliniken kostendeckend arbeiten können. Dafür müssen täglich hunderte medizinischer Instrumente schnell und sorgfältig gereinigt, desinfiziert, kontrolliert, sterilisiert und zur richtigen Zeit wieder am richtigen Ort verfügbar sein. In den wenigsten Häusern verlaufen die AEMP-Prozesse allerdings so reibungslos und effizient, wie sie könnten. Zu wenig Beachtung findet häufig dieser Bereich, und zu häufig werden seine Risiken unterschätzt. Manchmal so lange, bis es kracht.

Im schlimmsten Fall steht der OP dann still, OPs müssen verschoben werden und die ohnehin knapp bemessenen Erlöse brechen ein. Wenn Sie diesen Gau vermeiden und die Prozesse in Ihrer AEMP effizienter und krisenfester machen möchten, dann sind die folgenden Stellschrauben ein guter Startpunkt dafür. Um zu verstehen, welche Zahnrädchen in der AEMP in welcher Weise ineinandergreifen, blicken wir dafür zunächst auf den gesamten Aufbereitungsprozess der Krankenhaushygiene, so wie er von der Deutschen Gesellschaft für Sterilgutversorgung (DGSV e.V.) definiert wird.

Der Instrumentenkreislauf in der AEMP: Sachgerechte Aufbereitung von Medizinprodukten

Der Aufbereitungsprozess zur sachgerechten Aufbereitung von Medizinprodukten in der AEMP umfasst mehrere genau definierte Schritte. Die Einhaltung dieser standardisierten Prozessschritte stellt sicher, dass alle Medizinprodukte sachgerecht und sicher für den nächsten Einsatz aufbereitet werden, so dass sie bei einer erneuten Verwendung funktionstüchtig und steril sind.

Jeder Schritt des Aufbereitungsprozesses muss detailliert dokumentiert werden – von der Identifikation der Medizinprodukte über die durchgeführten Arbeitsschritte bis zu den beteiligten Personen. Auf diese Weise ist die Rückverfolgbarkeit jederzeit gewährleistet.

Elementar bei der Aufbereitung von Medizinprodukten ist die sogenannte 3-Raumteilung also die Trennung der verschiedenen Aufbereitungsbereiche. Damit wird gewährleistet, dass keine Mikroorganismen oder Partikel zwischen den verschiedenen Zonen übertragen werden können. Dementsprechend sind auch die raumlufttechnischen Anlagen nach neuesten Vorschriften und Standards angelegt.

Abbildung Bereiche in der AEMP: Aufteilung in unreinen Bereich, reinen Bereich und Sterilgutbereich

Entsorgung & Demontage

Das AEMP-Team kennt bestenfalls den OP-Plan und weiß, wann die benutzten medizinischen Instrumente nach einem Eingriff aus dem OP abgeholt werden können. Nach ihrer Nutzung werden die kontaminierten Medizinprodukte in speziellen Transportbehältern zur AEMP gebracht, wo sie zunächst auf sichtbare Beschädigungen überprüft werden. Grobe Verschmutzungen wie Blut, Gewebereste und andere organische Materialien werden manuell entfernt und entsorgt. Einige Medizinprodukte müssen demontiert werden, damit sie besser gereinigt werden können. 

Reinigung, Desinfektion & Trocknung

Nach der Vorreinigung erfolgt in der AEMP eine gründliche maschinelle Reinigung in speziellen Reinigungs- und Desinfektionsgeräten (RDG). Einige besonders empfindliche oder komplexe Instrumente werden zusätzlich manuell (vor-)gereinigt. Durch die Desinfektion werden Keime und Mikroorganismen abgetötet, thermisch (durch Hitze) oder chemisch (durch Desinfektionsmittel). Anschließend werden die Medizinprodukte gründlich getrocknet, um Korrosion und die Vermehrung überlebender Mikroorganismen in der Restfeuchtigkeit zu verhindern.

Kontrolle, Pflege & Funktionsprüfung

Nach erfolgreicher Reinigung und Desinfektion wird jedes Medizinprodukt durch das AEMP-Personal auf seine Restverschmutzung, Funktionstüchtigkeit und Unversehrtheit hin überprüft. Anschließend werden die Instrumente gemäß Herstellerangaben gepflegt und sortiert, also zum Beispiel bewegliche Teile geölt. Defekte Medizinprodukte werden aussortiert und je nach Vereinbarung zur Medizintechnik oder zur Reparatur gebracht.

Fehlende Medizinprodukte werden im Idealfall aus einem Nachlegelager aufgefüllt, sodass in den Operationssälen sofort wieder ein vollständiger Instrumenten-Satz zur Verfügung steht. Dokumentiert wird alles in einer entsprechenden Software zur Chargendokumentation.

Darstellung des Aufbereitungsprozesses in der AEMP

Aufbereitungsprozess in der AEMP (Quelle: DGSV e.V. / eigene, erweiterte Darstellung)

Verpackung & Kennzeichnung

Damit die Medizinprodukte bis zu ihrem nächsten Einsatz im OP steril bleiben, werden sie unter keimarmen Bedingungen in spezielle Sterilisationsverpackungen oder Container verpackt. Im Anschluss erhält jedes Produkt ein Etikett mit Barcode, das den durchlaufenen Aufbereitungsprozess lückenlos dokumentiert und rückverfolgbar macht.

Sterilisation & dokumentierte Freigabe

Nachdem sie verpackt wurden, werden die Medizinprodukte in Sterilisatoren von Keimen befreit, also sterilisiert. Abhängig von Material und Art des jeweiligen Medizinprodukts werden unterschiedliche Sterilisationsmethoden angewendet wie Dampfsterilisation, Ethylenoxid-Gassterilisation oder Gas-Plasmasterilisation. Anschließend werden die aufbereiteten Sterilgüter und Prozessparameter geprüft und zur erneuten Nutzung freigegeben.

Transport, Lagerung & Bereitstellung

Nach der Freigabe des Sterilguts werden die Medizinprodukte bis zur nächsten Verwendung zur Aufbewahrung in einen gesonderten Lagerbereich transportiert. Die Transportwege können je Haus durchaus lang sein und führen teils sogar über die Straße. Genaue Vorgaben zur geeigneten Lagerung verhindern eine erneute Kontamination. Zur Bereitstellung werden die Instrumente in speziellen Transportwägen oder Behältern aus dem Lager zum vorgesehenen Zustellungsort gebracht, wo sie dann erneut genutzt werden können.

Exkurs: Anforderungen an Aufbereitungseinheiten für Medizinprodukte (AEMP)

 

Bevor es zu den fünf Top-Potenzialen zur Optimierung der AEMP-Prozesse geht, zum besseren Verständnis ein Blick auf die Herausforderungen der Krankenhaushygiene, mit denen Mitarbeitende in der AEMP in ihrem Arbeitsalltag konfrontiert sind:

Gesetzliche und normative Vorgaben

EU-Verordnungen, nationale Gesetze und spezifische Normen: Alle AEMP-Mitarbeiter müssen strenge gesetzliche und normative Vorgaben einhalten, die regelmäßig aktualisiert werden. Die Einhaltung dieser Vorgaben erfordert kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Prozesse.

Hygiene- und Sicherheitsanforderungen

Reinigungs- und Sterilisationsverfahren, Raumluftqualitätsstandards und korrekter Umgang mit kontaminierten Instrumenten: Die Einhaltung der hohen Hygiene- und Sicherheitsstandards erfordert kontinuierliche Updates und Schulungen im Team.

Technische Herausforderungen

Wartung, Kalibrierung, Innovation: Moderne Medizinprodukte sind oft komplex und stellen hohe und spezifische Anforderungen an die Aufbereitung. Zudem müssen die eingesetzten Sterilisations- und Reinigungsgeräte regelmäßig gewartet und die Prozesse validiert werden, um eine gleichbleibende Reproduzierbarkeit zu gewährleisten und um technische Probleme zu vermeiden.

Personalqualifikation

Mitarbeiter müssen gut ausgebildet und qualifiziert sein, um die komplexen Aufgaben in der AEMP korrekt und zuverlässig durchzuführen. Auch für alle administrativen Tätigkeiten sollte ausreichend Personal eingeplant werden. Basierend auf den auf den verpflichtenden Fachkundekursen sind weitere regelmäßige Schulungen und Fortbildungen erforderlich, um mit immer neuen Vorschriften und technologischen Innovationen Schritt zu halten.

Dokumentation und Rückverfolgbarkeit

Jeder Schritt des Aufbereitungsprozesses muss detailliert dokumentiert werden, um die Rückverfolgbarkeit der Medizinprodukte zu gewährleisten. Spezielle Dokumentationssysteme helfen dabei, die gesetzlichen Anforderungen einzuhalten und bei Problemen schnell zu reagieren. Aktuelle Hardware und IT-Netzwerk-Technik vorausgesetzt.

 

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AEMP-Prozesse: 5 Potenzialfelder zur Optimierung

Die Potenziale zur Optimierung der AEMP lassen sich innerhalb des oben skizzierten Aufbereitungsprozesses finden. Wird durch Optimierungen an einer Stelle der gesamte Prozess schneller, effizienter und/oder stabiler, lassen sich dadurch effektiv Kosten reduzieren und Ressourcen schonen. Zielgenaue Analysen wie Lean-Management-Verfahren können dabei helfen, Hindernisse in den Prozessen zu identifizieren und zu beseitigen, um etwa Durchlaufzeiten zu verkürzen oder die Sicherheit zu verbessern.

Typische Maßnahmen, um Fehler und Kosten in der AEMP zu reduzieren und zugleich Produktivität und Sicherheit zu erhöhen, sind unter anderem die Etablierung klar definierter, standardisierter Prozesse sowie die Modernisierung und Automatisierung von Arbeitsabläufen, oftmals mithilfe moderner Technologien. Beispiele sind der Einsatz hocheffizienter Reinigungs- und Sterilisationsgeräte, die Reduzierung manueller Arbeitsschritte durch automatisierte Systeme und Robotertechnik sowie die Erhöhung der Prozesssicherheit durch fortschrittliche Überwachungssysteme, die eine bessere Kontrolle und Rückverfolgung der einzelnen Aufbereitungsschritte ermöglichen.

Es gibt aber auch Potenziale in der AEMP, die nicht so offensichtlich sind, aber trotzdem viel Wirkung versprechen – und das mit überschaubarem Aufwand. Wir haben fünf vielversprechende „Low-Hanging-Fruits“ für Sie identifiziert, also Potenziale, die mit relativ überschaubarem Aufwand zu heben sind.

 

AEMP-Potenzial 1: Energieverbrauch reduzieren

Der Energieverbrauch in der AEMP ist beträchtlich. Die Einhaltung strenger Hygiene- und Sicherheitsanforderungen sowie die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der Medizinprodukte erfordern im gesamtem Aufbereitungsprozess eine Vielzahl von energieintensiven Prozessen und Geräten, die zur sicheren und effektiven Reinigung, Desinfektion und Sterilisation nötig sind. Dazu gehören, Reinigungs- und Desinfektionsgeräte, Sterilisationsgeräte, Drucklufttechnik, Trockenschränke sowie Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, die durch kontrolliertes Klima die Qualität der Umgebungsbedingungen sicherstellen. Hinzu kommt oft Wasser, das in Reinwasseranlagen mit viel Energie aufbereitet und gefiltert wird, um Verunreinigungen und die Entstehung von Belägen zu vermeiden. Kein Wunder also, dass angesichts steigender Energiepreise sich die Kosten in vielen Häusern zunehmend bemerkbar machen.

Ein erster Hebel zur Energiekosteneinsparung sind daher Energie-Management-Systeme (EMS) und regelmäßige Energieaudits, mit deren Hilfe Kliniken den Energieverbrauch in der AEMP kontinuierlich monitoren, Energieverbrauchsmuster identifizieren und Einsparpotenziale identifizieren können. Daraus ergeben sich dann zum Beispiel Hinweise zur Reduzierung der Nutzungsrate. In vielen Gesundheitseinrichtungen wird die AEMP kontinuierlich betrieben, um eine permanente Sterilgutversorgung sicherzustellen. Einige Maschinen und Geräte können aber so geplant und betrieben werden, dass kein durchgehender Betrieb zwingend notwendig ist. Und durch Bündelung von Aufbereitungszyklen können größeren Mengen Sterilgüter in einem Durchgang aufbereitet werden, um die Häufigkeit des Betriebs zu senken.

Medizinische Instrumente liegen zur Aufbereitung in der AEMP

Ein weiterer Hebel liegt in der Technologie selbst. So können etwa automatisierte Steuerungssysteme den Betrieb der Geräte entsprechend ihrer tatsächlichen Auslastung steuern. Und mithilfe intelligenter Sensoren kann der Energieverbrauch in Echtzeit überwacht und angepasst werden. Auch der Austausch älterer Reinigungs- und Sterilisationsgeräte durch neue, energieeffiziente Modelle kann eine Option sein. Das erfordert zunächst Investitionen – diese können sich aber schnell amortisieren, weil moderne Geräte erheblich weniger Strom sowie Wasser verbrauchen und häufig kürzere Zyklen bieten. Gleiches gilt für Investitionen in energieeffiziente Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen oder Systeme zur Rückgewinnung von Abwärme aus Sterilisationsprozessen.

Angesagt ist darüber hinaus eine regelmäßige Wartung und Kalibrierung aller eingesetzten Geräte, um ihre Effizienz zu erhalten und Energieverschwendung zu vermeiden. Auch das AEMP-Personal sollte für ein energieeffizientes Verhalten sensibilisiert werden, um etwa nicht-genutzte Geräte abzuschalten oder in den Stand-by-Modus zu versetzen. Damit die Effekte greifen, reicht nie eine einzelne Maßnahme aus. Angestrebt werden sollte vielmehr eine Kombination aus diversen dieser Maßnahmen. Dann können Kliniken nicht nur ihre Betriebskosten signifikant reduzieren, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten.

AEMP-Potenzial 2: Schnittstellen sinnvoll definieren

Rund um die Prozesse im OP und der AEMP treffen viele Bereiche, Abteilungen und Berufsgruppen aufeinander. Umso wichtiger sind eine klare Kommunikation und Aufgabenverteilung zwischen diesen Schnittstellen, damit alle relevanten Informationen jederzeit alle Personen erreichen, die sie brauchen. Je effizienter diese Prozesse, desto schneller erfolgt auch die Aufbereitung der Medizinprodukte. An der größten und wichtigsten Schnittstelle zum OP ist die gemeinsame Bearbeitung und Freigabe von Packlisten zwingende Voraussetzung für eine ideale Aufbereitung und Bereitstellung von Sterilgut. Mithilfe regelmäßiger protokollierter Abstimmungstermine lassen sich Kommunikation und Zielverständnis beider Abteilungen kontinuierlich verbessern. Besonders wichtige Punkte sollten in Schnittstellenvereinbarungen schriftlich fixiert sowie turnusmäßig überprüft und aktualisiert werden – etwa Abholtermine, Entsorgungsregeln, Notfallkontakte oder Wochenend- und Feiertagsregeln. Gegenseitige Hospitationen können dazu beitragen, das Verständnis für die Abläufe in der jeweils anderen Abteilung zu vertiefen.

Weitere wichtige, aber leider bisweilen vernachlässigte Schnittstellen sind die zum Einkauf und zum (Medizin-)Controlling. Dabei kann ein frühzeitiges Einbeziehen des AEMP-Teams in den Beschaffungs- und Freigabeprozess später aufwändiges Nachverhandeln ersparen und Fehlinvestitionen in ungeeignetes Instrumentarium verhindern. Da alle Tätigkeiten in der AEMP digital erfasst werden und einer bestimmten Sterilguteinheit zugeordnet werden können, lohnt sich auch die Zusammenarbeit zwischen AEMP und Controlling. Auf diese Weise lassen sich im Datenaustausch mit dem Controlling Kosten der AEMP verursachungsgemäß den jeweiligen Verbrauchern und Kostenstellen zuordnen und entsprechend innerbetrieblich oder extern verrechnen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine vollständige Aufwands- und Kostenerfassung.

AEMP-Potenzial 3: Reklamationsquoten gezielt senken

Die Reklamationsquote in der AEMP ist ein wichtiger Indikator für die Qualität und Zuverlässigkeit der Aufbereitungsprozesse und wird in der Regel als Prozentsatz relativ zur Gesamtzahl der aufbereiteten Medizinprodukte ausgedrückt. Die Reklamationsquote bezeichnet dabei konkret den Anteil der Medizinprodukte, der aufgrund von Mängeln oder Fehlern beanstandet wird – etwa aufgrund von Beschädigungen, Funktionsstörungen oder wegen unzureichender oder unvollständiger Reinigung. Jede Reklamation bedeutet erheblichen Mehraufwand und Nacharbeit. Und eine hohe Reklamationsquote weist auf dringenden Handlungsbedarf zur Qualitätssicherung hin. Dagegen sinken mit jedem vermiedenen Fehler und der damit ausbleibenden Reklamation auch die Gesamtkosten.

Dafür braucht es ein effektives Qualitätsmanagement, geschulte Mitarbeiter und stabile Prozesse. Der Aufwand eines funktionierenden, „lebenden“ Qualitätsmanagementsystems darf nicht unterschätzt werden. Es lohnt sich aber immer, weil dadurch mittel- und langfristig Kosten ebenso gesenkt werden wie Haftungsrisiken. Ein funktionierendes AEMP-Qualitätsmanagement nutzt Zahlen, Daten und Fakten zur Erstellung einer validen Fehlerdokumentation, die nicht auf „gefühlten“ Missständen, sondern auf tatsächlichen Gegebenheiten basiert. Daraus lassen sich Ansatzpunkte für Optimierungen und Korrekturen ableiten, um Reklamationen zu reduzieren – zum Beispiel: Liegt ein technischer Defekt oder ein Anwenderfehler vor? Ist ein einzelner Mitarbeiter oder das ganze Team betroffen? Lassen sich Muster erkennen in Bezug auf einzelne Abteilungen oder spezielle Siebe und Instrumente? Auf Basis der Fehleranalyse wird ein konkreter Maßnahmenplan zur Reduzierung der Reklamationsquote erstellt, dessen Umsetzung durch engmaschige Überwachung und Dokumentation sichergestellt wird.

AEMP-Potenzial 4: Ressourcen optimal steuern

Wo Ressourcen knapp sind, gilt es gut zu jonglieren – und gerade in der AEMP gibt es Potenzial dafür. Ein zentraler Aspekt für die optimale Steuerung von Ressourcen ist die Digitalisierung von Projekten. Moderne digitale Systeme ermöglichen eine effiziente Gestaltung und Überwachung von Arbeitsabläufen und ermöglichen die präzise Planung und Verfolgung der Aufbereitungsprozesse. Auf diese Weise wird die Transparenz verbessert, wodurch Fehlerquellen reduziert werden. Ressourcen können auf diese Weise zielgenau zugewiesen, Engpässe frühzeitig erkannt und vermieden werden.

In der AEMP sterilisierte OP-Instrumente werden im OP zur Nutzung vorbereitet

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Berücksichtigung des Siebbestands bei der OP-Planung, ähnlich wie in der Industrie. Durch eine enge Abstimmung zwischen der AEMP und den operativen Abteilungen können die benötigten Instrumentensiebe rechtzeitig und in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. Dies erfordert eine detaillierte Erfassung und Verwaltung der Bestände sowie eine vorausschauende Planung, um sicherzustellen, dass stets genügend aufbereitete Instrumente für die geplanten Operationen bereitstehen. Das „Produktionsprogramm“ der AEMP sollte anhand der verfügbaren Ressourcen geplant werden. Dies bedeutet, dass die Aufbereitung von Instrumenten nicht nur nach dem aktuellen Bedarf, sondern auch nach den vorhandenen Kapazitäten im Team erfolgen sollte. 

Eine realistische und ressourcenorientierte Planung trägt dazu bei, Überlastungen zu vermeiden und eine gleichmäßige Auslastung der Aufbereitungskapazitäten zu gewährleisten. Eine solche vorausschauende Planung auf Basis verlässlicher Daten und Prozesse gewährleistet langfristig einen reibungslosen und effizienten Betrieb, der die hohen Anforderungen an die Hygiene und die Verfügbarkeit von Medizinprodukten erfüllt. Spontane Änderungen und kurzfristige Anforderungen von Sieben und Instrumenten bringen – von Notfällen abgesehen – bringen Abläufe und Routinen entlang der gesamten Aufbereitungskette durcheinander. Solche Ad-hoc-Entscheidungen führen nicht nur zu Stress und Frust beim Personal, sondern oft auch zu Effizienzeinbußen und erhöhter Fehleranfälligkeit in den Arbeitsabläufen.

AEMP-Potenzial 5: Standardisierung vorantreiben

Standardisierung bietet der AEMP enorme Potenziale zur Verbesserung von Effizienz und Qualität. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Vereinheitlichung der Siebinhalte. Das OP- als auch AEMP-Personal erhält durch die Arbeit mit den gleichen, vertrauten Instrumenten zusätzliche Sicherheit im Arbeitsalltag, was Fehler reduziert und Zeit bei der Zusammenstellung der benötigten Instrumente spart. Sinkende Fehlerquoten erhöhen zugleich die Patientensicherheit und tragen zu einer hohen Qualität der medizinischen Versorgung bei. Auch die Einarbeitung neuer Mitarbeiter und Schüler wird durch standardisierte Sets beschleunigt und erleichtert. Dabei gilt es allerdings, genau hinzuschauen: Sind wirklich alle zehn Grundsiebe identisch? Haben alle Bohrmaschinen-Sets die gleichen Aufsätze? Oder gibt es doch individuelle Unterschiede und Unvollständigkeiten, die nur langjährige Mitarbeiter kennen und auf dem Schirm haben?

Schon mit kleinen Investitionen lassen sich oftmals signifikante Verbesserungen erreichen, zum Beispiel bei Planungssicherheit und Effizienz. So können etwa durch Ergänzungen bestehender oder die Anschaffung neuer standardisierter Instrumenten-Sets Engpässe bei geplanten Eingriffen vermieden werden. Wenn beispielsweise nur drei Siebe für vier geplante Eingriffe vorhanden sind, führt dies zu Verzögerungen, Stress – und schlimmstenfalls zu Erlös-Ausfällen. Das kann durch geschickte Investitionsplanung in Abstimmung mit dem OP-Programm vermieden werden. Standardisierte Siebstrukturen tragen zudem zur Verschlankung der Nachlege-Reserve sowie insgesamt zur Reduzierung der Zahl der erforderlichen Hersteller und Lieferanten bei. 

Standardisierung kann aber auch in den Abläufen und Prozessen der AEMP für mehr Sicherheit und Stabilität sorgen. Einheitliche und klar definierte Prozesse bieten dem Personal verlässliche Abläufe und Routinen, um effizienter und fehlerfreier zu arbeiten. Typische Beispiele für klare Strukturen und Standards sind feste Tourenpläne, beschriftete Schränke, gelenkte Formulare, klare Zuständigkeiten und Vertretungsregeln – im internen Hol- und Bringdienst ebenso wie bei externen Logistikern. Wichtig ist an dieser Stelle auch die Zusammenarbeit mit dem Qualitätsmanagement und Festlegungen in den jeweiligen Verfahrens- bzw. Arbeitsanweisungen.

Fazit: AEMP-Optimierung ist ein Prozess

 

Standardisierung, Ressourcensteuerung, Schnittstellen-, Energie- und Qualitätsmanagement. Klar ist: An diesen Stellschrauben lassen sich im AEMP schnell signifikante Prozessverbesserungen erzielen – und das bei überschaubarem Aufwand. Klar ist aber auch: Prozessoptimierung in der Sterilgutversorgung ist keine einmalige Sache, sondern selbst ein kontinuierlicher Prozess, der gehegt und gepflegt werden will. Das bedeutet Aufwand, der sich aber lohnt! Denn mit stabilen, effizienten und sicheren Prozessen in der AEMP schaffen Sie nicht nur die Basis für reibungslose Abläufe im OP – und damit die Basis für die Wirtschaftlichkeit Ihrer Klinik. Sondern Sie schützen auch Ihr Haus und Ihren Geschäftsführer vor möglichen Haftungsrisiken.

 

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Karl-Philipp Sorge

Karl-Philipp Sorge

Sterilgutversorgung/AEMP

 

Karl-Philipp Sorge ist ein Experte im Bereich AEMP und unterstützt consus seit 2022 in der Sterilgutversorgung und im Qualitätsmanagement. Davor war er für die Medizinprodukte-Aufbereitung eines großen Unternehmens tätig, wo er unter anderem als Bereichsleiter AEMP mehrere Standorte leitete. Nach seinem Studium hatte der diplomierte Betriebswirt unter anderem als Qualitätsmanager bei einem Medizintechnik-Unternehmen gearbeitet und Fachkundekurse an verschiedenen Akademien absolviert.

 







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    Häufig gestellte Fragen zur AEMP

    Wofür steht die Abkürzung AEMP?

    Die Abkürzung AEMP steht für “Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte”. Synonym verwendet werden auch die Begriffe Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA), Sterilgutversorgungseinheit (SGVE), Sterilgutversorgungsabteilung (SGVA), Zentrale Sterilisation oder Zentralsterilisation. Diese Begriffe beziehen sich auf die Abteilungen in Gesundheitseinrichtungen, die für die Reinigung, Desinfektion, Sterilisation und Bereitstellung von medizinischen Instrumenten und Geräten verantwortlich sind.

    Was ist die AEMP?

    Die AEMP (Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte) ist die Fachabteilung in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen, die für Reinigung, Desinfektion, Sterilisation und Bereitstellung von medizinischen Instrumenten und Geräten verantwortlich ist. Sie gewährleistet somit die Sicherheit der medizinischen Instrumente, um Infektionen zu verhindern, und ihre rechtzeitige Bereitstellung für den geplanten Eingriff im OP.

    Was sind die wichtigsten Aufgaben der AEMP?

    Die AEMP (Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte) trägt zum reibungslosen Ablauf im OP und den entsprechenden Funktionsabteilungen bei. Ihre wichtigsten Aufgaben umfassen die Reinigung, Desinfektion und Sterilisation von medizinischen Instrumenten, um lebende Mikroorganismen vollständig abzutöten und Keimfreiheit sicherzustellen. Die AEMP prüft außerdem, ob die Instrumente funktionieren, organisiert bei Bedarf Wartung, Instandhaltung und Reparaturen sowie logistische Aufgaben wie den sicheren Transport und ordnungsgemäße Lagerung der sterilisierten Instrumente. Immer entsprechend den geltenden Hygiene- und Qualitätsstandards über den gesamten Aufbereitungszyklus hinweg bis zur erneuten Ausgabe an das OP-Personal.

    Was kann die AEMP alles aufbereiten/sterilisieren?

    In der AEMP kann ein breites Spektrum an medizinischen Instrumenten und Geräten aufbereitet und sterilisiert werden. Dazu zählen unter anderem chirurgische Instrumente wie Skalpelle, Klemmen, Scheren oder Pinzetten, Endoskope, Anästhesie- und Beatmungsgeräte wie Masken, Atemschläuche und Beatmungsventile, Dentalinstrumente wie Bohrer, Absauggeräte und Dentalspiegel, orthopädische Instrumente und Implantate sowie Instrumente der Endoprothetik zur Implantation von Gelenkprothesen. Ebenfalls in der AEMP aufbereitet werden können zudem kleinere medizintechnische Geräte wie medizinische Thermometer, Sonden und Ultraschallköpfe sowie wiederverwendbare Einwegprodukte.

    Wo ist der optimale Standort für eine AEMP in einem Krankenhaus?

    Die AEMP sollte im Krankenhaus einen strategischen Standort mit kurzen Wegen zu kritischen Abteilungen einnehmen, also idealerweise zentral und in der Nähe der OP-Abteilungen. Auf diese Weise werden Transportwege und -zeiten minimiert, um auch in Notfallsituationen und bei hohem OP-Aufkommen eine effiziente Aufbereitung zu garantieren. Die AEMP sollte logistisch gut angebunden sein, etwa zur Lager- und Versorgungsabteilung, getrennte Zugänge für kontaminierte sowie sterile Güter ermöglichen und technische Anforderungen wie spezielle Lüftung und Klimatisierung erfüllen.

    Lernen wir uns kennen.







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